Home autoren leseproben rezensionen titelverzeichnis über uns

Rezensionen

Eltern-Kind-Singen

Pisa  und was nun?

Schweizer Musikzeitung vom Dezember 2002:

Ernst Waldemar Weber: PISA und was nun? Mit altersgemischten Klassen, weniger, aber betreuten Hausaufgaben, Elternschulung und mit mehr Musik zu einer besseren Bildung. Illustriert von Regula Leupold. Muri: Ceterum censeo 2002. ISBN 3-0344-0166-3.

Mit grosser Hartnäckigkeit verfolgt der Autor das Ziel, mehr und besseren Musikunterricht in die Schulen zu bringen, weil er zusammen mit vielen Forschern und Erziehenden überzeugt ist, dass tägliche musikalische Betätigung in den Schulen Persönlichkeit und Leistung der Kinder und Jugendlichen messbar fördert und das Klima in den Klassen entscheidend verbessert. Schon ab 1972 in seiner eigenen Schulklasse, dann 1988 bis 1991 im Rahmen eines Nationalfonds-Projekts hat er das beweisen können (darüber und auch über die Schulversuche mit erweitertem Musikunterricht in Berlin 1992 bis 1998 berichtet er im neuen Buch). Weber war wesentlich beteiligt am Zustandekommen des Artikels zur Musikerziehung in der neuen Bundesverfassung und setzt sich jetzt ein für ein entsprechendes schweizerisches Rahmengesetz.

Schon in „Die vergessene Intelligenz“ hat der Autor dargestellt, wie die menschliche Intelligenz aufgefächert wird, nämlich in mindestens sieben selbstständige, aber miteinander vernetzte Intelligenzen. Durch diese neue Sicht wird deutlich, über wie viele verschiedenartigste Kanäle erzogen werden muss und welche zentrale Rolle dabei die mit allen andern vernetzte musikalische Intelligenz spielt.

Die für die deutschsprachigen Länder peinliche PISA-Studie über die nicht sehr brillante Lesefä- higkeit von 15-Jährigen nimmt der Autor als Anlass, mit neuen Erkenntnissen, vertieften Argumenten und noch dringenderen Forderungen die Vision einer ganzheitlichen Erziehung und Schulung unserer Kinder darzustellen, die es nicht nur zustandebrächte, dass unsere Jugend besser lesen könnte, son- dern auch in vielen andern Sparten kompetenter würde. Er geht dabei von der PISA-Studie selbst aus, indem er deren Ergebnisse bei uns mit denen der gut abschneidenden Länder, v.a. Finnland, vergleicht und untersucht, was von dort übernommen werden könnte.

Neben den Hauptforderungen, wie sie im Untertitel stehen, werden die organisatorische Struktur des Bildungswesens (u. a. auch die kontraproduktive Selektion in den Schulen) und die im Argen liegende Ausbildung der Lehrkräfte diskutiert („Lehrerinnen und Lehrer müssen charismatische Persönlichkei- ten werden und ein künstlerisches Flair haben“). Mit vielen überzeugenden Beispielen aus Praxis und Forschung wird dargestellt, wie viel wirkungsvoller dank der neuen Betrachtungsweisen Erziehung vom Säugling bis zum adulten Menschen sein könnte. Dazu einige Beispiele:

„Krippen machen Kinder klug (so wird die Schulreife vorbereitet, statt wie bei uns abgewartet); „Schule muss endlich positiverlebt werden, denn sonst werden viele an der unabdingbaren Forderung nach Life long learning zerbrechen“; Ein individualisiertes Testsystem mit Eintragungen in ein per- sönliches Portofolio fördert die Eigenverantwortung der Lernenden. Im Kapitel .Musik im Zentrum. Zeigt Weber auf, wie die Förderung der musikalischen Intelligenz alle andern Intelligenzen weiterbrin- gen kann. So werden Fremdsprachen, bildnerisches Gestalten, Musik, Tanz und Werken fächerübergreifend unterrichtet.

Die Bewegungs- und Tanzpädagogin Regula Leupold begleitet mit der Geschichte einer fiktiven Schulaufführung – illustriert mit doppelseitigen Zeichnungen – auf einer mehr intuitiven Ebene (ganz im Sinne des Buches: Alle Denksparten ansprechen!) die spannenden und wohlgeordneten Ausführungen des Autors.

Das Buch verdiente es, unter einer breiten bildungspolitisch, pädagogisch und musikalisch interes- sierten Leserschaft verbreitet und von ihr beherzigt zu werden!                                                                 Walter Amadeus Ammann

zurück zu Rezensionen

PISA und was nun?                

Berner Schule Januar 2003

Ernst Waldemar Weber, PISA und was nun: Mit altersgemischten Klassen, weniger, aber betreuten Hausaufgaben, Elternschulung und mit mehr Musik zu einer besseren Bildung ISBN 3-0344-0166-3. Verlag ceterum censeo, 140 Seiten. Fr. 29.-

Ein Beitrag zur besseren Bildung von Ernst Waldemar Weber, Muri bei Bern

Viele haben sich geäussert zur PISA-Studie, aber wahrscheinlich haben sie nur wenige gelesen. Hier nun werden die wichtigsten Ergebnisse in der Schweiz, in Deutschland und Österreich in knapper Form dargestellt, erläutert und verglichen vor allem mit denjenigen aus Finnland. Und im Gegensatz zur allgemeinen Ratlosigkeit scheut sich der Autor nicht, einen ganzen Katalog von Massnahmen aufzulisten, die zu einer Verbesserung der Situation führen könnten, und eine bernische Lehrerin, eine Philosophin und ein Gymnasial-Rektor aus Wien nehmen dazu Stellung.

Auch wenn einige dieser Vorschläge keine Chance haben, jemals realisiert zu werden, ist es doch gut, wenn sie zur Diskussion gestellt werden. Sollte man z.B. (wie in Finnland) auf die Selektion verzichten, und sollten Eltern verpflichtet werden, sich einem Elterntraining zu unterziehen, zumindest dann, wenn ihre Sprösslinge den Unterricht stören? Auch das alte Postulat aus seinem früheren Buch «Schafft die Hauptfächer ab!", die Jahrgangsklassen durch altersheterogene Gruppen zu ersetzen, nimmt Weber wieder auf.

Vor allem aber will das Buch die Bedeutung der Musik für den Menschen und seine Entwicklung aufzeigen und – als Konsequenz – einen besseren Musikunterricht in den Schulen fordern. Weber erinnert an seine Schulversuche mit erweitertem Musikunterricht, zuerst in den 70er-Jahren an den eigenen Klassen, dann von 1988 bis 1991 in einem Nationalfondsprojekt mit 50 Klassen, und an die Bestätigung der Ergebnisse (vor allem höhere Schulmotivation und bessere Sozialisation) durch die anschliessende Studie in Berlin von 1992 bis 1998.

Zur Erklärung dieser Effekte zieht Weber zunächst Alltagserfahrungen heran – die vielfältigen Beziehungen der Musik zu den Zahlen, die emotionale Seite der Musik, die gemeinschaftsbildenden Komponenten des Singens, Musizierens und Tanzens im Ensemble, das Training von Gedächtnis, Konzentrationsfähigkeit und des Intellekts beim spielerischen Erwerb und der Anwendung der musikalischen Grundlagen, den allgegenwärtigen Rhythmus. Er gewährt auch interessante Einblicke in Ergebnisse der neurologischen Forschung an der Musik und die daraus sich ergebenden Vermutungen und Hinweise auf die Rolle der Musik bei der Entwicklung der Intelligenz des Menschen. Eine Untersuchung der sieben Gardner’schen Intelligenzen auf ihre Beziehungen untereinander führt den Autor zu einem verblüffend der sieben Gardner'schen Intelligenzen auf ihre Beziehungen untereinander führt den Autor zu einem verblüffend einfachen und einleuchtenden Modell der Intelligenz, in dem die Musik ganz eindeutig eine zentrale SteIlung einnimmt.

Schliesslich zieht Weber die Konsequenzen und stellt ein utopisches Bildungswesen vor, in dem seine Ideen verwirklicht wären. Darin hätte die Musikerziehung gleiches Gewicht wie die Sprachen, die Mathematik, die Naturwissenschaften und die bildende Kunst. Die Lehrkräfte müssten ein künstlerisches Flair haben, die einzelnen Schulen würden zu kleinen Kulturzentren. Und die Eltern würden stärker – auch in die erzieherische Verantwortung – einbezogen.

Das Buch ist – von den Fakten her – einigermassen anspruchsvoll. Aber es ist flüssig zu lesen und enthält eingestreut erhellende oder erheiternde Anekdoten. Kritisch muss bemerkt werden, dass der Autor einige Texte aus seiner letzten Publikation «Die vergessene Intelligenz» übernommen hat, was er allerdings offen legt. Zur Illustration hat Regula Leupold eine lustige Bildergeschichte beigetragen von einer Schulklasse, die den Schiefen Turm von Pisa aufzurichten versucht, was endlich durch Singen und Musizieren gelingt.

Übrigens: Das Buch ist dem ehemaligen Leiter der Zentralstelle für Lehrerinnen- und Lehrerbildung des Kantons Bern, Hans Rudolf Lanker, gewidmet. Sigi Amstutz, Turbach.

zurück zu Rezensionen

Zeitschrift des Katholischen Kirchenmusik-Verbands SKMV, Heft 2 März/April 2003:

Ernst Waldemar Weber: Pisa   und was nun?

Mit altersgemischten Klassen, weniger, aber betreuten Hausaufgaben, Elternschulung und mit mehr Musik zu einer besseren Bildung.

Der bekannte Pädagoge Ernst Waldemar Weber legt einen brisanten Gesprächsbeitrag zu den notwendigen Reformen des Bildungswesens vor, der für alle diejenigen von Interesse ist, welche sich für die bildungspolitischen Weichenstellung mitverantwortlich wissen und die bereit sind, sich mit unkonventionellen Reformideen auseinander zu setzen. Das Buch beruht auf gründlichen Recherchen und jahrzehntelangen Praxiserfahrungen. Ausgehend von einer Diagnostizierung des Schulwesens "als Patient" werden in den folgenden Kapiteln Therapievorschläge vorgelegt. Aufgrund des mehrdimensionalen Intelligenzbegriffs von Gardner (sprachlich-linguistische, logisch-mathematische, räumliche, musikalische, körperlich-kinästhetische, interpersonale und intrapersonale Intelligenz) macht Weber plausibel, dass der Musik in der Allgemeinbildung und darum vorab in der Lehrerbildung eine Schlüsselrolle zukommt. Das Buch schliesst mit der thesenartig zusammengefassten Vision einer umfassenden Bildungsreform, worin der Musik gebührende Aufmerksamkeit gewährt wird.                                                     Hans-Jürg Stefan.

zurück zu Rezensionen

Eltern-Kind-Singen

In den „Orff Schulwerk Informationen“ Nr. 82, Winter 2009:

Ernst Waldemar Weber (Hrsg.): Eltern-Kind-Singen

Verlag ceterum censeo Muri, 2009, ISBN 978-3-0333-01955-3, www.ceterum-censeo.ch

Klein, aber fein, das vorliegende Bändchen mit dem programmatischen Titel „Eltern-Kind-Singen“, in gerade einmal DIN A5 Grösse, hat es in sich!

Wer indes beim Anblick des animierenden Coverfotos, einer fröhlich singenden Mutter mit ihrem strahlenden Kind eine umsetzbare Praxishilfe erwartet, wird sich mit einiger Verblüffung einer ganz anderen Thematik gegenübergestellt sehen: der Durchdringung des Themenkomplexes „Eltern-Kind-Singen“ aus der Sicht namhafter Forscher der Pädagogik, der Neurowissenschaften, der Psychologie und Psychiatrie, sowie erfahrener Leiterinnen des Singens mit kleinen bis allerjüngsten Kindern.

Der Schweizer Pädagoge Ernst Waldemar Weber, Autor vieler Publikationen zu schulrelevanten und musikbezogenen Fragen, hat 1999 die Schweizer Gesellschaft „Eltern-Kind-Singen“ ins Leben gerufen, einer Initiative mit offenbar grosser Resonanz und Breitenwirkung in seinem Land (www.eltern-kind-singen.ch).

Nun liegt von ihm als Herausgeber und Mitautor das vorliegende Bändchen gleichen Titels vor. Dessen Lektüre ist wärmstens zu empfehlen. Denn es ist zu hoffen, dass diese Schweizer Pionierarbeit mit dazu beitragen wird, auf dem genannten, so notwendigen Aktionsfeld auch in andern europäischen Ländern Initiativen solcher Art zu setzen!

Wohlverstanden nicht etwa im Sinne staatlich gelenker oder marktgesteuerter Förderprogramme, sondern eben ein in aller spielerischer Vielfalt zu pflegendes intuitives Singen als eine Art Seelennahrung für Mutter und Kind. Wie substantiell entwicklungsfördernd sich das Singen und Spielen bereits für und mit den Kindern von Geburt an (und davor!) erweist, wird uns beim Lesen der Beiträge aus den jeweiligen Fachdisziplinen sonnenklar.

Sehr anschaulich und informativ beschreibt Isabella Steffen -Meister, die eigentliche Pionierin dieser Arbeit ihre Unterrichtspraxis, deren Struktur, Inhalte und Wirkungsweisen, aber auch Ausbildungsmodi für Lernbegleiterinnen. (Man kann gespannt sein auf ihre demnächst erscheinende Publikation „Musik von Anfang an“).

Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Beiträge aus den genannten Forschungsergebnissen. Die in meinen Augen wichtigsten seien hier zitiert: Hellmuth Petsche: „Eltern-Kind-Singen, Betrachtungen eines Neuropsychologen“, Lutz Jäncke: „Singen als menschliche Kulturleistung“, Hanuš Papoušek: „Spiel in der Wiege der Menschheit“ und nicht zuletzt das spannende Interview mit Dr. Joachim Bauer über die „Spiegelneurone“: die jüngste Entdeckung eines neurologischen Phänomens in seiner Auswirkung auch auf die musikalische Entwicklung des klein(st)en Kindes.

Dass man in diesem Kompendium auch auf Heinrich Pestalozzi stösst, der vor ca. 200 Jahren bereits Wesentliches zu unserem Thema auf berührende Weise zu sagen wusste, und dass zu guter Letzt auch eine Hebamme mit ihren positiven Erfahrungen des Singens mit Schwangeren zu Wort kommt, spricht für eine umsichtige und sensible Themenzusammenstellung des Herausgebers.                                                                                                                                                                                 Christiane Wieblitz

zurück zu rezensionen